Was versteht man unter „Hautflora“?
Der menschliche Körper lebt nicht autark, sondern steht in engen Wechselbeziehungen mit verschiedenen Mikroorganismen, wie Bakterien, Viren oder Pilzen. Im Idealfall sind diese nützlich für den Organismus: Bakterien im Magen-Darm-Trakt sind beispielsweise unerlässlich, damit Lebensmittel verdaut und Nährstoffe aufgenommen werden können. Auch auf der Gesichtshaut finden sich Mikroorganismen. Die Gesamtheit dieser Lebewesen wird „Hautflora“ genannt. Zu ihr zählen Bakterien wie Staphylokokken und Mikrokokken sowie Pilze, Viren und Milben, die sich dauerhaft oder vorübergehend auf der Haut befinden und in der Regel einen nützlichen oder sogar schützenden Effekt gegenüber krankmachenden Keimen haben.1 Es gibt jedoch auch Mikroorganismen auf der Haut, die Krankheiten begünstigen können. Dazu zählt u. a. die Demodex-Milbe, die mit der Hauterkrankung Rosacea in Verbindung steht.
Die Demodex-Milbe
Bei Demodex folliculorum handelt es sich um eine mit dem bloßen Auge nicht erkennbare, mikroskopisch kleine Milbe, die in den Haarfollikeln sitzt. Demodex-Milben sind grundsätzlich ein natürlicher Bestandteil der Hautflora und erfüllen eine nützliche Funktion: Sie ernähren sich von abgestorbenen Hautzellen und Talg, befreien dadurch die Haut von „Abfall“ und sind somit Teil eines natürlichen Reinigungssystems.2 Eine gewisse Anzahl von Demodex scheint bei fast allen Menschen vorhanden zu sein. Forscher haben zudem entdeckt, dass zwei verschiedene Demodex-Arten die Haut des Menschen bewohnen – Demodex folliculorum, die in den Haarfollikeln und in den Meibom-Drüsen der Augenlider zu finden sind – und Demodex brevis, die in den Talgdrüsen der Haut leben.3,4
Demodex und Rosacea
Rosacea-Patient:innen werden den Begriff „Demodex“ vielleicht schon öfter gehört haben: Es wird vermutet, dass eine übermäßige Anzahl dieser Milbe auf der Haut eine Immunreaktion hervorruft, die wiederum zu den Rosacea-typischen Papeln und Pusteln im Gesicht führen kann. Eine Metaanalyse von 48 Studien zu Demodex ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen der relativen Dichte von Demodex auf der Haut und der Entwicklung von Rosacea – die Milben spielen also eine wichtige Rolle im Krankheitsprozess.5 So wurde die Haarbalgmilbe bei Rosacea-Patient:innen schon in 6- bis 18-mal höherer Anzahl gefunden als bei gesunden Probanden.6 Bei Betroffenen konnten zudem meist spezifische Antikörper gegen Demodex-Milben und eine damit verbundene Immunreaktion nachgewiesen werden. Ist auf der Haut von Rosacea-Betroffenen eine besonders hohe Besiedlungsdichte erreicht, kann diese eine verstärkte Durchblutung und Entzündungsreaktionen in Form von Rötungen, Pickelchen oder Knötchen auslösen. Ob eine hohe Zahl an Demodex-Milben die Ursache oder die Folge einer Rosacea-Erkrankung ist, ist allerdings wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.
Was kann man gegen die Demodex-Milbe tun?
Für die Behandlung der Rosacea gibt es inzwischen moderne medikamentöse Therapien, die „antiparasitär“ wirken, d. h. die Milbenlast senken, sowie gleichzeitig gegen die Entzündungen wirken und dadurch das Hautbild bei Rosacea entscheidend verbessern können. Grundsätzlich gilt für alle Betroffenen: Wer den Verdacht hat, an Rosacea zu leiden, sollte eine Hautärztin/einen Hautarzt aufsuchen, da nur so eine individuell passende Therapie für Rosacea gefunden werden kann. Es hilft zudem, die eigene Rosacea-Erkrankung besser kennen zu lernen. Die Rosacea-Tagebuch-App ist ein praktisches Tool dafür. Mit der App kann man Auslöser, Symptome, verwendete Medikamente und Kosmetik sowie den Hautzustand dokumentieren – und damit gleichzeitig mögliche Trigger für einen Rosacea-Schub besser kennenlernen und vermeiden.
Quellen
1 DocCheck Flexikon. Hautflora. https://flexikon.doccheck.com/de/Hautflora (Zugriff am 25.11.2022).
2 Forton FMN. Papulopustular rosacea, skin immunity and Demodex: pityriasis folliculorum as a missing link. J Eur Acad Dermatol Venereol 2012;26:19–28.
3 Thoemmes MS, Fergus DJ, Urban J, Trautwein M, Dunn RR (2014) Ubiquity and diversity of human-associated Demodex mites. Public Library of Science One 9(8):e106265. Doi:10.1371/journal.pone.0106265.
4 Jarmuda S, O’Reilly N, Zaba R, et al. Potential role of Demodex mites and bacteria in the induction of rosacea. J Medical Microbiol 2012;61:1504-1510.
5 Zhao YE, Wu LP, Peng Y, et al. Retrospective analysis of association between Demodex infestation and rosacea. Arch Dermatol 2010;146(8):896-902.
6 Casas C, Paul C, Lahfa M, et al. Quantification of Demodex folliculorum by PCR in rosacea and its relationship to skin innate immune activation. Exp Dermatol 2012;21:906–910.